Jan Glatte im Interview
Jan Glatte im Interview

Jan Glatte im Interview

Jan Glatte
Jan Glatte

Wie viele Fotoreisen begleiten Sie im Jahr?
Aktuell ca. 8 Fotoreisen pro Jahr.

Durch welche Destination reisen Sie besonders gerne und warum?
Die Wüstenlandschaften im Südwesten der USA faszinieren mich besonders. Es ist diese einzigartige Kombination aus surrealen Felsformationen und scheinbar fremdartigen Landschaften, die mich als Fotografen immer wieder in ihren Bann zieht. Was mich aber wirklich begeistert, ist das außergewöhnliche Lichtspiel während der Tagesrandzeiten. In diesen magischen Momenten, wenn die Sonne auf- oder untergeht, hüllt ein weiches Licht die kargen Landschaften in pastellfarbene Töne. Dieser Kontrast zwischen der rauen, manchmal fast lebensfeindlich wirkenden Umgebung und dem sanften, warmen Licht schafft Bildkompositionen von faszinierender Schönheit.

Gleichzeitig faszinieren mich die Dschungelregionen in Mittel- und Südamerika enorm. Der Kontrast zu den kargen Wüstenlandschaften könnte kaum größer sein: üppige Vegetation, eine beeindruckende Artenvielfalt und die Möglichkeit, authentische Einblicke in vielfältige indigene Kulturen zu erhalten. Besonders die Wildlife-Fotografie in diesen Regionen bietet unglaubliche Motive und Herausforderungen, die mich stets aufs Neue beeindrucken.

Mit welcher Kamera und welchen Objektiven gehen Sie auf Reisen?
Aktuell mit der Canon R5. Bei den Objektiven variiert die Auswahl je nach Reisethema und fotografischem Schwerpunkt. Bei Landschaftsfotografie typischerweise Brennweitenbereiche von 16mm bis in den leichten Telebereich um 200mm. Stehen hingegen Wildlife-Aufnahmen im Vordergrund, kommen meist längere Brennweiten bis zu 600mm zum Einsatz.

Welches Zubehör haben Sie immer mit dabei?
Ersatzakkus und Speicherkarten – nichts ist ärgerlicher als eine leere Batterie oder volle eine Speicherkarte am perfekten Fotospot. Ansonsten je nach fotografischem Schwerpunkt: Stativ, ein Satz Graufilter und Polfilter.

Gibt es einen fotografischen Tipp, den Sie auf jeder Reise vermitteln möchten?
Viele. Ein wichtiger Tipp ist: Nehmt euch Zeit! In unserer schnelllebigen Welt und besonders im Zeitalter der sozialen Medien ist es verlockend, rasch von einem „Instagram-Hotspot“ zum nächsten zu eilen und bekannte Motive nachzufotografieren. Doch die wirklich besonderen Bilder entstehen, wenn man innehält, sich mit der Umgebung vertraut macht und eine persönliche Verbindung zum Ort und Motiv aufbaut.

Statt also zu versuchen, bereits gesehene Bilder aus Social Media zu reproduzieren, ermutigen wir dazu, den eigenen fotografischen Blick zu entwickeln. Die authentischsten und eindrucksvollsten Aufnahmen entstehen dann, wenn sie die individuelle Begegnung mit einem Ort oder Moment widerspiegeln – und dafür braucht es vor allem eines: Zeit.

Fotografieren Sie lieber Sonnenaufgang oder Sonnenuntergang?
Es hängt tatsächlich ganz vom Motiv ab. Als Fotograf muss man pragmatisch entscheiden, welche Tageszeit dem jeweiligen Motiv am besten gerecht wird. Manchmal bestimmen auch die örtlichen Gegebenheiten, ob der Morgen oder der Abend die bessere Wahl ist.

Persönlich hat der Sonnenaufgang für mich einen besonderen Reiz. Es liegt eine ganz eigene Spannung in diesen frühen Morgenstunden – dieses Erwachen der Welt, das Warten auf die ersten Sonnenstrahlen. Besonders bei der Landschaftsfotografie liebe ich dieses unvergleichliche „Allein-in-der-Natur-Gefühl“, das sich in der Morgendämmerung einstellt. Diese Stille und Unberührtheit, bevor der Tag mit seinem Trubel beginnt, schafft nicht nur bessere fotografische Bedingungen, sondern auch eine tiefere Verbindung zur Umgebung, die sich letztendlich in ausdrucksstärkeren Bildern widerspiegelt.

Welches Essen vermissen Sie am meisten, wenn Sie unterwegs sind?
Ehrlich gesagt vermisse ich kein bestimmtes Essen, wenn ich unterwegs bin. Die Frage müsste eher lauten: „Auf welches Essen freust du dich am meisten in anderen Ländern?“ Wir sind in so vielen unterschiedlichen Ländern und Kulturen unterwegs, und überall haben wir unsere eigenen kulinarischen Favoriten entdeckt.

Das Erleben der lokalen Küche ist für mich ein wesentlicher Teil des Reiseerlebnisses. Es bringt einen in unmittelbaren Kontakt mit der lokalen Kultur und vermittelt direkt, ohne Umschweife, dass man fernab von Zuhause ist. Diese authentischen Geschmackserlebnisse sind manchmal genauso eindrücklich wie die fotografischen Motive.

Eine besondere Entdeckung aus diesem Jahr ist für mich die Camu Camu Frucht und der daraus zubereitete Saft, den ich auf einer Reise in die Amazonasregion kennengelernt habe. Ich konnte einfach nicht genug davon bekommen! Solche kulinarischen Entdeckungen sind wie kleine Schätze, die man von einer Reise mitnimmt.

Wohin verreisen Sie privat am liebsten?
Das ist tatsächlich ganz unterschiedlich. Wir verbringen einen Großteil des Jahres im Ausland, an verschiedenen Orten.

Was unsere Reisen so besonders macht: Die Orte, die uns privat am meisten begeistern, werden oft auch zu Destinationen für unsere Fotoreisen. So kommen wir immer wieder an Plätze zurück, die uns besonders faszinieren. Diese tiefe Verbindung zu den Orten erlaubt es uns, unseren Teilnehmern nicht nur die besten Fotospots zu zeigen, sondern auch authentische Einblicke zu vermitteln.

Bei all der Reisetätigkeit schätzen wir allerdings auch die Zeit zu Hause. Wenn man so viel unterwegs ist wie wir, bekommt das einfache Zuhauses ein einen ganz besonderen Wert – eine Art Ankerpunkt, von dem aus die nächsten Abenteuer geplant werden können.

Gibt es ein Traumziel, das Sie unbedingt einmal besuchen möchten?
Ja, da gibt tatsächlich einige Regionen. Besonders Zentralasien mit seinen vielfältigen Landschaften und kulturellen Schätzen reizt mich fotografisch sehr. Aber auch Sibirien und die Halbinsel Kamtschatka mit ihrer ursprünglichen Wildnis und den einzigartigen vulkanischen Landschaften sind Traumziele für mich als Fotograf. Leider sind die letzteren beiden Destinationen aufgrund der aktuellen geopolitischen Situation nicht zu realisieren. Das auch das gehört zum Reisen dazu – für manche Ziele muss man warten, bis die Zeit dafür reif ist. Auch die Antarktis ist ein großer Wunsch von mir.

Haben Sie ein Lieblingsfoto mit einer besonderen Geschichte?
Es gibt wirklich viele Fotos mit tollen Geschichten, die es wert sind, erzählt zu werden. Von all unseren Reisen und besonderen Momenten fällt es mir schwer, eine einzige Aufnahme auszuwählen. Letztendlich habe ich mich für ein Foto entschieden, das während einer unserer letzten Fotoreisen nach Patagonien in diese Jahr entstanden ist – beim Puma-Tracking.

Dieses Bild repräsentiert für mich perfekt, worum es in der Wildlife-Fotografie eigentlich geht: Geduld, Ausdauer und dann diesen einen magischen Moment. Es ist etwas ganz besonderes wilde Tiere, wie Pumas, in freier Wildbahn zu erleben. Das löst ein Gefühl aus, das sich kaum in Worte fassen lässt. Eine Mischung aus Ehrfurcht, Aufregung und tiefem Respekt vor der Natur.

Diese Aufnahme erinnert mich jedes Mal daran, warum ich Fotograf geworden bin und warum ich Fotoreisen so liebe: Um solche Momente mit anderen teilen zu können und ihnen zu helfen, ihre eigenen unvergesslichen Begegnungen festzuhalten.

Jan Glatte im Interview
© Jan Glatte

Alle Fotoreisen mit Jan Glatte

Bitte geben Sie einen Suchbegriff ein.
Bitte geben Sie einen Suchbegriff ein.
Bitte geben Sie einen Suchbegriff ein.